Was ist ein mittelständisches Unternehmen in Deutschland: Definition und Besonderheiten
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Was ist ein mittelständisches Unternehmen in Deutschland: Definition und Besonderheiten

Der Mittelstand ist in Deutschland mehr als nur eine wirtschaftliche Kategorie – er ist ein zentrales Element der Wirtschaft. Mittelständische Unternehmen machen den Großteil der Firmen im Land aus. 

In diesem Artikel erfahren Sie, wie der Begriff mittelständisches Unternehmen in Deutschland und der EU definiert wird und welche Rolle diese Unternehmensform in der Wirtschaft spielt.

Was ist ein mittelständisches Unternehmen?

Der Mittelstand ist ein Begriff, der in Deutschland eine besondere Bedeutung hat. 

Entscheidend ist dabei nicht die Größe, sondern die Struktur: Ein mittelständisches Unternehmen ist in der Regel familien- oder eigentümergeführt, das heißt Eigentum und Leitung liegen in einer Hand. Viele solcher Betriebe haben zwischen 50 und 250 Mitarbeiter, doch auch große Unternehmen mit mehreren tausend Beschäftigten können zum Mittelstand zählen, solange sie familiengeführt sind.

Der Mittelstand gilt als Rückgrat der Wirtschaft, weil er einen großen Teil der Arbeitsplätze schafft. Er bietet jungen Menschen Ausbildungsplätze und sorgt für die Qualifizierung von Fachkräften. In vielen Regionen sind diese Unternehmen die wichtigsten Arbeitgeber und eng mit ihrem Standort verbunden.

In Deutschland wird der Mittelstand nicht ausschließlich nach formalen Kriterien definiert, sondern auch über qualitative Aspekte wie Eigentums- und Führungsstruktur, Eigenverantwortung und enge Bindung zu Mitarbeitern und Kunden.

Definition für mittelständisches Unternehmen in der EU

Definition für mittelständisches Unternehmen in der EU

Nach der deutschen Definition betrachten wir als nächstes, wie KMUs in der EU definiert werden. Ein mittelständisches Unternehmen beschäftigt hiernach weniger als 250 Personen. Dazu kommt eine finanzielle Grenze: entweder ein Jahresumsatz von höchstens 50 Millionen Euro oder eine Bilanzsumme von maximal 43 Millionen Euro.

Die EU teilt Unternehmen zudem in drei Kategorien:

  • Kleinstunternehmen: weniger als 10 Mitarbeitende und entweder Umsatz oder Bilanzsumme bis 2 Millionen Euro.
  • Kleine Unternehmen: unter 50 Mitarbeitende und Umsatz oder Bilanzsumme bis 10 Millionen Euro.
  • Mittelgroße Unternehmen: unter 250 Mitarbeiter und Umsatz bis 50 Millionen Euro oder Bilanzsumme bis 43 Millionen Euro.

Diese klare Unterteilung schafft Transparenz. Sie sorgt dafür, dass Unternehmen gezielt Förderungen oder besondere Regelungen in Anspruch nehmen können.

Was sind die Kriterien für die Einstufung als mittelständisches Unternehmen?

Es gibt verschiedene Kriterien, nach denen ein mittelständisches Unternehmen eingestuft wird. 

Hier sind die wichtigsten davon:

  • Anzahl der Mitarbeiter;
  • Jahresumsatz;
  • Jahresbilanzsumme;
  • Unabhängigkeit des Unternehmens;
  • Eigenständige Geschäftsführung.

Durch diese doppelte Betrachtung wird berücksichtigt, dass Unternehmen je nach Branche unterschiedliche Strukturen haben können. Diese Definition schafft einheitliche Rahmenbedingungen.

Wie viele Mitarbeiter hat ein mittelgroßes Unternehmen in der Regel?

Ein mittelgroßes Unternehmen in der Europäischen Union ist klar definiert. Entscheidend ist die Zahl der Beschäftigten, die oben definiert wurde. In der Regel haben mittelgroßé Unternehmen also zwischen 50 und 250 Mitarbeiter. Diese Spanne grenzt es einerseits von kleinen Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten ab und andererseits von Großunternehmen, die 250 oder mehr Angestellte beschäftigen.

Die Mitarbeiterzahl ist dabei ein zentrales Kriterium, weil sie viel über die Struktur und die Organisation eines Betriebs aussagt. Unter anderem hat die Unternehmensform Einfluss auf die Strukturen, Arbeitsmittel und viele andere Dinge.

Was sind die Schwellenwerte für Umsatz und Jahresbilanz?

Für die Einstufung als mittelständisches Unternehmen in der Europäischen Union gelten feste Schwellenwerte, die neben der Mitarbeiterzahl auch die wirtschaftliche Leistung betreffen. 

Zwei finanzielle Kennzahlen sind dabei ausschlaggebend:

  • Jahresumsatz: höchstens 50 Millionen Euro;
  • Jahresbilanzsumme: maximal 43 Millionen Euro.

Diese Grenzwerte wurden eingeführt, um eine klare Abgrenzung zu kleinen Unternehmen und Großunternehmen zu schaffen. Während die Mitarbeiterzahl ein Maß für die organisatorische Größe darstellt, geben Umsatz und Bilanzsumme Aufschluss über die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit.

Wie unterscheiden sich mittelgroße Unternehmen von kleinen und Großunternehmen?

Wie oben beschrieben, unterscheiden sich KMUs anhand verschiedener Kennzahlen von kleinen und großen Unternehmen. Hier ist eine Tabelle der wichtigsten Unterschiede:

UnternehmensgrößeMitarbeiterzahlJahresumsatzJahresbilanzsumme
Kleines Unternehmenbis 49bis 10 Mio. €bis 10 Mio. €
Mittleres Unternehmen50–249bis 50 Mio. €bis 43 Mio. €
Großunternehmenab 250über 50 Mio. €über 43 Mio. €

Damit wird deutlich, dass mittelgroße Unternehmen eine Zwischenstellung einnehmen. Sie sind größer und leistungsfähiger als kleine Betriebe, verfügen über mehr Mitarbeiter und höhere Umsätze, bleiben aber deutlich überschaubarer und oft flexibler als große Konzerne.

Welche rechtlichen Strukturen sind bei mittelgroßen Unternehmen üblich?

Unternehmen im deutschen Mittelstand können verschiedene Rechtsformen haben. Zu den häufigsten zählen:

  • Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)
  • Unternehmergesellschaft (UG, haftungsbeschränkt)
  • Aktiengesellschaft (AG) – eher bei größeren Mittelständlern
  • Kommanditgesellschaft (KG)
  • GmbH & Co. KG

Die meisten mittelgroßen Unternehmen organisieren sich in haftungsbeschränkten Gesellschaftsformen wie der GmbH oder GmbH & Co. KG. Diese Rechtsstrukturen bieten Sicherheit, Professionalität und Flexibilität – wichtige Voraussetzungen, um in dieser Größenordnung erfolgreich agieren zu können.

Welche Rolle spielen mittelständische Unternehmen in der deutschen Wirtschaft

Welche Rolle spielen mittelständische Unternehmen in der deutschen Wirtschaft?

Mittelständische Unternehmen in Deutschland, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) gemäß der EU-Definition (weniger als 250 Mitarbeiter), spielen eine zentrale Rolle für die Wirtschaft. Im Jahr 2022 machten sie rund 99,3 % aller Unternehmen im Land aus und beschäftigten etwa 55 % der sozialversicherungspflichtig Angestellten. 

Auch in der beruflichen Ausbildung übernehmen mittelständische Betriebe eine Schlüsselrolle: Etwa 70 % aller Auszubildenden in Deutschland lernten 2023 in Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern. 

Auch wirtschaftlich ist der Mittelstand von zentraler Bedeutung, da er mehr als die Hälfte der Nettowertschöpfung erwirtschaftet. Viele Unternehmen sind als sogenannte „Hidden Champions“ Weltmarktführer in spezialisierten Nischen, obwohl sie international kaum bekannt sind.

Welche steuerlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen gelten für mittelständische Unternehmen?

Mittelständische Unternehmen unterliegen in Deutschland einer Reihe steuerlicher und regulatorischer Vorgaben, die ab 2025 teilweise neu geregelt werden.

Steuerlich sind insbesondere Körperschaftsteuer (15 % zzgl. Solidaritätszuschlag), Gewerbesteuer (mit kommunal festgelegtem Hebesatz), Umsatzsteuer, Lohnsteuer sowie je nach Tätigkeit Grund- und Grunderwerbsteuer relevant. Die tatsächliche Gesamtbelastung variiert stark je nach Unternehmensstruktur, Gewinnhöhe und Standort der Gemeinde und kann daher unter oder über 30 % liegen.

Mit dem Jahressteuergesetz 2024 wurde die Kleinunternehmerregelung ausgeweitet: Umsätze bis 25.000 Euro im Vorjahr und 100.000 Euro im laufenden Jahr sind nun umsatzsteuerfrei. Zudem steigt die Forschungszulage für kleine und mittlere Unternehmen von 25 % auf 35 %.

Regulatorisch stehen zahlreiche Neuerungen an. Ab 2025 wird die elektronische Rechnung im B2B-Bereich verpflichtend, mit Übergangsfristen nach Unternehmensgröße. Zudem müssen Online-Shops und digitale Produkte den Anforderungen des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes entsprechen.

Was sind gängige Herausforderungen und Vorteile eines mittelständischen Unternehmens?

Mittelständische Unternehmen haben spezifische Stärken, aber auch typische Probleme. Zur Übersicht stellen wir die wichtigsten Vorteile und Herausforderungen von KMUs vor.

Vorteile:

  • Nähe zu Kunden und Märkten
  • Flexibilität in Entscheidungen
  • Oft flache Hierarchien und kurze Entscheidungswege
  • Hohe Innovationskraft in Nischenmärkten
  • Starke Bindung zu Mitarbeitern und regionale Verankerung

Herausforderungen:

  • Begrenzte Finanzierungs- und Investitionsmöglichkeiten im Vergleich zu Großkonzernen
  • Schwierigkeiten beim Zugang zu internationalen Märkten
  • Fachkräftemangel, insbesondere in technischen Berufen
  • Hoher administrativer Aufwand durch Gesetze und Vorschriften
  • Digitalisierung und technologische Anpassung

Insgesamt zeichnen sich mittelständische Unternehmen also durch ihre Innovationskraft, Stabilität und Nähe zu Kunden und Mitarbeitern aus, kämpfen jedoch mit strukturellen Belastungen, die ihre Wettbewerbsfähigkeit gefährden können. 

Wie wirkt sich die Digitalisierung auf mittelständische Unternehmen in Deutschland aus

Wie wirkt sich die Digitalisierung auf mittelständische Unternehmen in Deutschland aus?

Die Digitalisierung hat für mittelständische Unternehmen in Deutschland weitreichende Auswirkungen, die sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringen.

Auf der positiven Seite eröffnet sie neue Geschäftsfelder und Effizienzgewinne. Digitale Technologien ermöglichen eine bessere Automatisierung von Prozessen, schnellere Kommunikation, flexiblere Arbeitsmodelle und neue Vertriebswege, etwa über E-Commerce-Plattformen

Auch datengetriebene Entscheidungen, Cloud-Services oder digitale Tools im Personalwesen und Marketing helfen, Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Mittelständische „Hidden Champions“ können ihre Nischenmärkte so noch gezielter bedienen und international leichter skalieren.

Gleichzeitig zeigt sich aber, dass die Digitalisierung viele KMU stark fordert. Investitionen in IT-Infrastruktur und Fachkräfte sind oft teuer und für kleinere Unternehmen schwer zu stemmen. Besonders ländliche Betriebe leiden unter unzureichender digitaler Infrastruktur. 

Hinzu kommt der Fachkräftemangel im IT-Bereich, der die Umsetzung bremst. Viele Mittelständler klagen zudem über hohe bürokratische Hürden, Datenschutzauflagen und die Komplexität von Förderprogrammen.

Der Mittelstand bleibt extrem wichtig für die deutsche Wirtschaft

Der deutsche Mittelstand zeichnet sich durch eine Kombination aus regionaler Verwurzelung, Familienführung und hoher Anpassungsfähigkeit aus. Mttelgroße Unternehmen können Nischenmärkte präzise bedienen und gleichzeitig innovative Produkte entwickeln. 

Die Fähigkeit, Tradition mit pragmatischer Flexibilität zu verbinden, macht den Mittelstand zudem krisenfest. Aufgrund dieser Egenschaften ist er ein verlässlicher Beschäftigungsmotor und ein Garant für wirtschaftliche Dynamik. 

Häufig gestellte Fragen

Familienunternehmen prägen den deutschen Mittelstand entscheidend. Sie stehen für langfristiges Denken, regionale Verwurzelung und nachhaltige Strategien. Rund 90 % der mittelständischen Firmen sind familiengeführt und sichern Innovation, Stabilität sowie zahlreiche Arbeitsplätze.

Zu mittelständischen Unternehmen zählen viele Betriebe in Industrie, Handwerk, Handel und Dienstleistungen, die eigenständig geführt werden und meist regional stark verwurzelt sind.

Zum Mittelstand gehören Unternehmen, die in der Regel familien- oder eigentümergeführt sind und durch Eigenverantwortung, langfristige Orientierung sowie eine enge Bindung zu den Mitarbeitern geprägt sind. Viele zählen statistisch zu den KMU, doch auch größere Betriebe mit mehreren tausend Beschäftigten können dazugehören.

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